Die Passionsgeschichte, die in der heiligen Woche zunächst im Vordergrund stand, wird in vielen Rottweiler Kirchen eindrucksvoll dargestellt. Das Ostergeschehen jedoch, auf das die Leidensgeschichte zuführt, wird in keinem Gotteshaus so in den Mittelpunkt gerückt wie in der Auferstehung Christi-Kirche.
Ein heller, freudiger Aufbruchs-Optimismus prägt die Formensprache und die künstlerische Ausstattung des Sakralbaus, dessen Grundstein am 25. April 1968 gelegt und der am 21. Juni 1970 von Bischof Carl Joseph Leiprecht geweiht wurde.
Den Auftrag zur Planung hatten die Stuttgarter Architekten Hans Kammerer und Walter Belz erhalten. Sie hatten sich unter anderem mit Verwaltungsbauten profiliert, in denen sie an den Internationalen Stil und die Postmoderne anknüpften. Kammerer und Beltz schufen auf Grundlage der technischen Möglichkeiten der Zeit einen von dynamischem Gestus getragen, imposanten Bau – eine der modernsten Kirchen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.


Die Raumschale wird von ineinander verschränkten Modulen geformt, die lotrechte Strenge meiden, was den Eindruck eines bewegten Baukörpers unterstreicht. Raffiniert ist zudem die Lichtführung mit Fensterbändern und indirekter Beleuchtung über dem Chorraum.
Der Innenraum in seiner zeltartigen Struktur bricht mit bekannten Mustern. So unterlaufen etwa die Verwendung von Kopfsteinpflaster und Sichtbeton klassische Markierungen von Außen und Innen. Vielfach werden Gedanken aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) wirksam, das Weichen für eine Hinwendung der Kirche zur Gegenwart und Lebenswelt der Menschen stellte.

So etwa ein in vieler Hinsicht demokratischer Grundzug, der darauf verweist, dass es in der Kirche nicht um Hierarchien gehen sollte, sondern vor allem um Menschen, die ihren Glauben miteinander auf Augenhöhe bezeugen und eine Gemeinschaft bilden.
Mit großer Energie spricht auch die Ausstattung vom Aufbruchsgeist des Zweiten Vatikanischen Konzils. Sie stammt durchweg von Künstlern aus Rottweil und der Region. So hat Siegfried Haas das Bleiglasfenster im Chorraum geschaffen, das im von Beton dominierten Baukörper einen konzentrierten Akzent setzt.

Über einer horizontalen Schichtung in Grautönen erscheint ein farbkräftiger Kreis mit keilartig eingeschobenen Segmenten. Sie verbinden sich zu einer Auferstehungssonne – und markieren somit den theologischen Quellpunkt des Gotteshauses.

Einen zentralen Blickfang stellt das Altarrelief von Franz Bucher dar, das die Chorwand krönt. Die Kreuzesdarstellung ist stark abstrahiert. Sie knüpft aber durch die Verwendung von viel Gold an das Zeichenvokabular der Heiligenikonografie an.

Aussagestark sind wie so oft auch vermeintliche Details. So verdient ein Vortragekreuz Aufmerksamkeit, das von Siegfried Haas geschaffen wurde. Verglichen mit dem Raumganzen und dem Kreuzrelief wirkt es zierlich. Aber der dargestellte Christus hat sich praktisch schon vom Kreuz gelöst. Auch das ausschwingende Gewand scheint kraftvollen Aufbruch anzuzeigen.

So hat Haas die Kreuzesszene schon mit der Osterbotschaft von der Überwindung des Todes überschrieben – und damit den Gestus von Aufbruch, Neubeginn und Hoffnung, der die Auferstehung Christi Kirche als Ganzes prägt, treffend verdichtet.